Als Erstes - völlig widererwartend - übertrage ich die Konturen/Umrisse mit leichtem Druck auf das Blatt. Hierfür nehme ich persönlich immer gerne einen 2B-Stift, weil dieser einen weichen und gut sichtbaren "Farb"-Abrieb gibt, nicht kratzt und sich dennoch leicht radieren lässt. (siehe auch bei Tools - Bleistift)


    Hilfreich ist es manchmal auch, gerade auf größeren Flächen (wie hier der Oberkörper) die späteren Schatten schon mal ganz grob mit einzuzeichnen, damit euch die Proportionen besser gelingen. Auch die charakteristischen/dunkleren Haarsträhnen zeichne ich schon ein.



    Seid ihr mit eurer Skizzierung zufrieden, geht es an die Grundierung. Mit leichtem und gleichmäßigem! Druck schraffiere ich die gesamte Haut von Kopf bis Bauchnabel - die Arme und Hände nicht vergessen. Hierfür verwende ich nur eine einfache Schraffur und achte dabei darauf, dass diese schön parallel verläuft und nicht kreuz und quer langgeht. Da ich einen hellen Teint haben will, nehme ich auch dafür einen 2B-Stift.

    Meine ersten groben Andeutungen der späteren Schatten scheinen nun erstmal übermalt und damit futsch zu sein. Doch da an diesen Stellen mehr Graphit ist, werden diese Stellen auch etwas dunkler beim verwischen ausfallen.
    Zusätzlich habe ich schon mal die ersten dunkleren Akzente im Gesicht gesetzt, damit die junge Frau nicht ganz so blass aussieht.



    Wo wir auch schon beim nächsten Schritt sind: dem Verwischen. Mit einem Zellstofftaschentuch (um meinen Zeigefinger gewickelt) verwische ich kreuzend gegen die parallel verlaufende Schraffur das Graphit bis ich eine gleichmäßig deckende hellgraue Schicht habe und keine Schraffurstriche mehr zu sehen sind. Durch das Verwischen verschwimmen auch die skizzierten Konturen, wodurch diese weicher und natürlicher aussehen.

    Sollten einige Stellen trotz intensiven Verwischens immernoch "strichartig" bleiben, ist an diesen Stellen zu wenig Abrieb gewesen, um diesen gleichmäßig verteilen zu können (sprich der Abstand innerhalb der Schraffur ist zu weit) oder der Druck war an dieser Stelle zu groß. Dort müsst ihr nun entweder noch mal leicht nachschraffieren (samt erneutem Wischen) oder ihr habt bereits eine Stelle am Taschentuch, die mittlerweile genügend Graphit aufgenommen hat, um diese noch auf den "mageren" Stellen zu verreiben. Sollte es am Druck gelegen haben und diese hässlichen Striche lassen sich einfach nicht verreiben, radiert ihr einfach leicht mit einer spitzen Radiergummiecke diese Striche raus.





    Nachdem ich nun den gewünschten Grundteint habe, kann ich jetzt die Schatten einzeichnen. Der Härtegrad meines Bleistiftes bleibt 2B, nur den Druck auf´s Papier erhöhe ich etwas und schraffiere ganz dicht an den entsprechenden Stellen. Dabei achte ich darauf, dass ich einen kleineren Bereich schraffiere, als der Schatten an eigentlicher Größe haben wird, da ich durch das Verwischen das Graphit auch noch verteile und so auch einen weichen Übergang erziele - schließlich zeichne ich keine Kuh mit Flecken. (Nach Belieben kann man auch 3B oder 4B nutzen, dafür allerdings mit sanftem Druck.) Da ab diesem Punkt die zu verwischenden Stellen kleiner oder gar detailartiger sind, nehme ich nun einen so genannten Wischstift, um den aufgetragenen Abrieb zu verteilen.
    Für den Anfang empfielt sich auch hier, lieber mit weniger Druck, dafür aber mit Wiederholungen zu arbeiten. Denn wenn man einmal zu "tief" in die Faser des Papiers hineingezeichnet hat, kann man eventuell von Neuem beginnen.

    Da sich an der Spitze des Wischstiftes immer ein bisschen Restgraphit ablagert, nutze ich das auch gleich immer gerne zum zeichnen (speziell für Schatten), weil es von vorherein ein weicher Abrieb wird. Hier im Beispiel kontuiere ich die Partie zwischen Kinn und Mund, die Falte zur Wange und die Schatten am Lippenkeil sowie an der Nase.
    Zwischendurch kontuiere ich noch ein klein Wenig die Partien, welche später der Beginn von dunklen Schatten oder von dunklen Haaren sein werden. Das mache ich schon deshalb gerne zwischendurch, weil ich mir dadurch immer mal wieder ein bisschen mehr "Leben" ins Bild hole bzw. man damit auch so manche interessante Wirkung erzielen kann. Auch sind mir dadurch schon einige Ideen für wirkungsvolle Skizzierungen ("sketch") gekommen.



    Mir reicht nun der leere Zombi-Blick und ich zeichne die Augen, Wimpern und Augenbrauen mit einem 6B-Stift stärker/dunkler. Immer feiner arbeite ich durch ständige Wiederholungen die einzelnen Schattenpartien auf dem Oberkörper heraus. Dabei nutze ich unterschiedliche Bleistift-Härtegrade für die Dunkelheitsstufen.
    (Tipp: Ich lege immer ein Blatt auf die Stellen wo meine Zeichenhand ruht, damit ich diese Stellen nicht verwische bzw. das Papier durch die Wärme und den Schweiß der Hand nicht wellig wird. Ihr müsst das Hilfsblatt aber auch festhalten, weil ihr sonst bei rutschenden Bewegungen das Graphit eben mit dem Blatt statt eurer Hand verreibt.)

    Auch die Hände und der Unterarm bekommen nun ihre Schatten. Bei den Schatten auf den Fingern nehme ich auch nur den Wischstift mit Restgraphit ohne vorher mit Bleistift etwas aufgetragen zu haben. Zu beachten ist allerdings, dass ihr mit diesem nicht zuvor eine 6B-Stelle verwischt habt, weil der Schatten sonst zu dunkel werden könnte. Dafür hat der Wischer ja zum Glück zwei Seiten. Für die Perfektionisten empfielt es sich dann wohl, mehrere Wischstifte zu besitzen und an die jeweiligen Enden den Härtegrad draufzuschreiben.



    Es klingt zwar banal, aber schraffieren und verwischen und schraffieren und verwischen bis ich mit Ergebnis zufrieden bin. Hierbei entstehen die Schatten am Bauch und an den Rippen, auf den Schultern, dem Oberarm und der Brust sowie einige "Nachbesserungen". Helle stellen wie z. B. die Rippen radiere ich zwischendurch immer mal wieder nach, damit die hellgrau bleiben.

    Nach ich mit dem Schattieren fertig bin, dunkel ich noch die Bereiche ab, die später von Haaren überlagert werden, weil ich dann dort nicht mehr wischen kann/will. Obwohl ich mir an dieser Stelle gedacht habe "das Bild wirkt auch ohne fertig gezeichnete Haare recht interessant und ausdrucksstark", habe ich trotzdem mal weitergemacht.





    Aber bevor das weitere Vorgehen eine haarige Angelegenheit wird, zeichne ich noch die Lippen. Dafür ziehe ich vorsichtig dünne Linien immer von oben nach unten, eben so wie auch die vielen kleinen Fältchen auf echten Lippen verlaufen. Dabei ist die perspektivische Lippenwölbung zu beachten. Dunklere Stellen sanft schraffieren und den Konturschatten zwischen Ober- und Unterlippe einzeichnen.

    Nun kontuier ich den Bereich der Haare abgrenzend zum Körper und zum Blatt, und zeichne die charakteristischen Haarverläufe stärker nach. Das Abgrenzen der Haare von z. B. den Fingern hat den Hintergrund, dass die Finger ja vor den Haaren sind und ich so schon mal eine saubere klare Trennung habe, die mir beim Haareausmalen hilft. Dann arbeite ich mir die Hell-Dunkel-Unterschiede heraus. Wichtig hierbei ist, dass ich auch immer mit dem Haarverlauf zeichne - zumindest bei den hellen Haarbüscheln. Empfehlenswert ist es, sich einem dunklen Haarton langsam von Härtegrad zu Härtegrad und Strähne für Strähne anzunähern. Dunkel wird es dann fast von alleine.



    Mit einem ständig nachgespitzten Bleistift zeichne ich nun auch noch einzelne Haare auf die hellen Haarbüschel und radiere an den Stellen, wo die Lichtreflexe sein sollen etwas nach.

    Zum Abschluss zeichne ich noch einzelne Haare "schwungvoll" aber "kontrolliert", welche sich vom Haupthaar absplittern, um mehr Realismus zubekommen und keine Perücke.



    Jetzt fehlt nur noch das Tuch, welches unter anderem den Bereich der Nieren am Rücken bedeckt, damit die Gute keine Entzündung bekommt. Dazu ergänze ich noch ein paar geschwunge Striche an den Stellen, wo ich noch ein paar Falten haben möchte und arbeite mir entsprechend die Licht-Schatten-Effekte heraus.