Als Erstes - völlig widererwartend - übertrage ich die Konturen/Umrisse mit leichtem Druck auf das Blatt. Hierfür nehme ich persönlich immer gerne einen 2B-Stift, weil dieser einen weichen und gut sichtbaren "Farb"-Abrieb gibt, nicht kratzt und sich dennoch leicht radieren lässt. (siehe auch bei Tools - Bleistift) Hilfreich ist es manchmal auch, gerade auf größeren Flächen (wie hier der Oberkörper) die späteren Schatten schon mal ganz grob mit einzuzeichnen, damit euch die Proportionen besser gelingen. Auch die charakteristischen/dunkleren Haarsträhnen zeichne ich schon ein. Meine ersten groben Andeutungen der späteren Schatten scheinen nun erstmal übermalt und damit futsch zu sein. Doch da an diesen Stellen mehr Graphit ist, werden diese Stellen auch etwas dunkler beim verwischen ausfallen. Sollten einige Stellen trotz intensiven Verwischens immernoch "strichartig" bleiben, ist an diesen Stellen zu wenig Abrieb gewesen, um diesen gleichmäßig verteilen zu können (sprich der Abstand innerhalb der Schraffur ist zu weit) oder der Druck war an dieser Stelle zu groß. Dort müsst ihr nun entweder noch mal leicht nachschraffieren (samt erneutem Wischen) oder ihr habt bereits eine Stelle am Taschentuch, die mittlerweile genügend Graphit aufgenommen hat, um diese noch auf den "mageren" Stellen zu verreiben. Sollte es am Druck gelegen haben und diese hässlichen Striche lassen sich einfach nicht verreiben, radiert ihr einfach leicht mit einer spitzen Radiergummiecke diese Striche raus. Nachdem ich nun den gewünschten Grundteint habe, kann ich jetzt die Schatten einzeichnen. Der Härtegrad meines Bleistiftes bleibt 2B, nur den Druck auf´s Papier erhöhe ich etwas und schraffiere ganz dicht an den entsprechenden Stellen. Dabei achte ich darauf, dass ich einen kleineren Bereich schraffiere, als der Schatten an eigentlicher Größe haben wird, da ich durch das Verwischen das Graphit auch noch verteile und so auch einen weichen Übergang erziele - schließlich zeichne ich keine Kuh mit Flecken. (Nach Belieben kann man auch 3B oder 4B nutzen, dafür allerdings mit sanftem Druck.) Da ab diesem Punkt die zu verwischenden Stellen kleiner oder gar detailartiger sind, nehme ich nun einen so genannten Wischstift, um den aufgetragenen Abrieb zu verteilen. Da sich an der Spitze des Wischstiftes immer ein bisschen Restgraphit ablagert, nutze ich das auch gleich immer gerne zum zeichnen (speziell für Schatten), weil es von vorherein ein weicher Abrieb wird. Hier im Beispiel kontuiere ich die Partie zwischen Kinn und Mund, die Falte zur Wange und die Schatten am Lippenkeil sowie an der Nase. Auch die Hände und der Unterarm bekommen nun ihre Schatten. Bei den Schatten auf den Fingern nehme ich auch nur den Wischstift mit Restgraphit ohne vorher mit Bleistift etwas aufgetragen zu haben. Zu beachten ist allerdings, dass ihr mit diesem nicht zuvor eine 6B-Stelle verwischt habt, weil der Schatten sonst zu dunkel werden könnte. Dafür hat der Wischer ja zum Glück zwei Seiten. Für die Perfektionisten empfielt es sich dann wohl, mehrere Wischstifte zu besitzen und an die jeweiligen Enden den Härtegrad draufzuschreiben. Nach ich mit dem Schattieren fertig bin, dunkel ich noch die Bereiche ab, die später von Haaren überlagert werden, weil ich dann dort nicht mehr wischen kann/will. Obwohl ich mir an dieser Stelle gedacht habe "das Bild wirkt auch ohne fertig gezeichnete Haare recht interessant und ausdrucksstark", habe ich trotzdem mal weitergemacht. Aber bevor das weitere Vorgehen eine haarige Angelegenheit wird, zeichne ich noch die Lippen. Dafür ziehe ich vorsichtig dünne Linien immer von oben nach unten, eben so wie auch die vielen kleinen Fältchen auf echten Lippen verlaufen. Dabei ist die perspektivische Lippenwölbung zu beachten. Dunklere Stellen sanft schraffieren und den Konturschatten zwischen Ober- und Unterlippe einzeichnen. Nun kontuier ich den Bereich der Haare abgrenzend zum Körper und zum Blatt, und zeichne die charakteristischen Haarverläufe stärker nach. Das Abgrenzen der Haare von z. B. den Fingern hat den Hintergrund, dass die Finger ja vor den Haaren sind und ich so schon mal eine saubere klare Trennung habe, die mir beim Haareausmalen hilft. Dann arbeite ich mir die Hell-Dunkel-Unterschiede heraus. Wichtig hierbei ist, dass ich auch immer mit dem Haarverlauf zeichne - zumindest bei den hellen Haarbüscheln. Empfehlenswert ist es, sich einem dunklen Haarton langsam von Härtegrad zu Härtegrad und Strähne für Strähne anzunähern. Dunkel wird es dann fast von alleine. Zum Abschluss zeichne ich noch einzelne Haare "schwungvoll" aber "kontrolliert", welche sich vom Haupthaar absplittern, um mehr Realismus zubekommen und keine Perücke. |
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